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Neulich im Training ...

So-Sein

Das Sein oder Nicht-Sein und die Sehnsucht zu erkennen, ob das etwas dauerhaft Erreichbares oder temporär Schwindendes ist, beschäftigt uns nicht erst seit Shakespeare. Zu allen Zeiten haben Menschen darüber nachgedacht, geschrieben, gerungen. Doch wie kommen wir zu einer Antwort?

Unsere Alltagssprache weist uns in ganz erheblichem Umfang auf diese Grundsatzfrage hin: Da war jemand nicht ganz bei sich, jemand war außer sich … wahlweise vor Wut oder vor Freude, wir sind … und dann folgt zumeist ein Pseudogefühl oder auch ein echtes. Wenn wir uns selbst als Teil der Natur verstehen, wird es schwierig, das eigene Sein als etwas Statisches zu definieren, denn wo sonst finden wir etwas, dass sich nicht verändert? Dass allerdings dieses Sein im Wochentakt eine Neufindung erfährt ist dann ebenso unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist unser So-Sein die ganze Zeit schon da, mindestens mal so lange, wie wir selbst zum bewussten Nachdenken fähig sind. Das würde bedeuten, dass wir in der Lage sind, also fähig sind, uns selbst beim Denken und Handeln und Fühlen gleichsam zuzusehen und damit unser So-Sein zu betrachten.

Gehen wir kurz einen Schritt zurück: Woher kommt eigentlich diese Sehnsucht nach einer Annäherung an sich selbst? In meinen Trainings erlebe ich häufig, dass die Auseinandersetzung mit sich selbst und besonders dem eigenen Verhalten zwar gewünscht ist, die Erkenntnisse aber, die daraus folgen, aber doch bitte gerne mundgerecht und leicht verdaulich sein dürfen. Ist es vielleicht so, dass wir zwar gerne in den Spiegel schauen aber nur wirklich hinsehen, wenn wir bestätigt kriegen, was wir ohnehin schon glauben oder wissen?

Betrachten wir ein simples Beispiel: Unsere Erinnerung bündelt den Schatz an gemachten Erfahrungen: Und während Person 1 Liebenswürdigkeit und Zuwendung ohne Gegenleistung erfahren hat, erlebte Person 2 womöglich das glatte Gegenteil. Beide schauen nun in den Spiegel. Sie können – davon bin ich überzeugt – zunächst doch nur erkennen, was sie kennen, also ob der Erfahrung gewohnt sind zu sehen. Das erklärt auch, warum ein- und dieselbe Lebenssituation komplett unterschiedliche Bewertungen hervorruft. Diese Erklärung aber stellt uns vor ein Dilemma, nämlich die Notwendigkeit des Sich-Vergleichens: Wem geht es besser als uns, wer hat es leichter im Leben, wer ist erfolgreicher? Wir vergleichen nur leider unser vermeintliches So-Sein allzu oft mit Verhalten von Anderen, also etwas, was wir nur in Ausschnitten von außen wahrnehmen können aber niemals die innere Seite mitbekommen. Dieser Vergleich hinkt also vollständig, streng genommen hinkt er nicht nur, er kann nicht laufen!

Das bedeutet doch dann, dass dieses So-Sein nicht nur Grund zur Freude ist sondern auch echte Verzweiflung auslösen kann wenn wir beim Blick in den Spiegel des Lebens bemerken, dass uns Werkzeuge fehlen. Dass wir keine Verhaltensstrategien haben, um etwa Krisenzeiten so zu durchleben, dass wir uns weiterhin gut mit uns selbst fühlen. Oder aber wir stellen fest, dass wir uns gar nicht richtig freuen, wenn eintritt, was wir uns gewünscht haben. Auch das ist für mich ein klarer Indikator, dass das So-Sein Botschaften für uns bereithält, die noch gehört und gewürdigt sein wollen! Wer das erkennt, für den beginnt hier der Weg zu einer Veränderung. Nur damit es mal gesagt ist: Das was der Blick in den Spiegel zeigt, ist eine Momentaufnahme und muss nicht so bleiben! Die Kategorie „Schicksal“ könnte in meinen Augen nicht weiter entfernt liegen. Unser So-Sein ist im Fluss, in Bewegung und damit veränderbar.

Einladen möchte ich heute, über die Struktur und Qualität dieses So-Seins einmal nachzudenken und eine Art Inventur zu betreiben: Nicht im Sinne von „wo stehe ich, was ist erreicht, was nicht“ sondern eher im Sinne einer Selbstbeobachtung: Wie geht es mir mit mir? Was bleibt gewissermaßen, wenn wir Ausbildung, Familienstand, materiellen Besitz und Co einmal abziehen? Wer lieber nicht alleine darüber nachdenken will, dem seien unsere Inventur-Seminare ans Herz gelegt! Ans Herz wohlbemerkt! Warum? Stillstand ist keine Option sondern eine theoretische Kategorie und die Fähigkeit, Leidvolles auszuhalten hat noch niemanden zum aufrichtigen Lachen gebracht!

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